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Spexi (Gast)
08.06.2011 14:38 (UTC)[zitieren]
Gepostet 08.06.2011

"Ich in 20 Jahren" - Die beste Geschichte!

Hallo Habbos,
"Ich in 20 Jahren" war das Thema der letzten Schreibwerkstatt und viele Habbo Autorinnen und Autoren haben sich wirklich toll mit dem Thema auseinandergesetzt. Nicht nur Geld und Glimmer waren Thema der Zukunftsvisionen sondern auch Ausgrenzung, Hoffnung Familie und vieles mehr. Ich war tief beeindruckt und das eine oder andere Mal hatte ich fast eine kleine Träne in den Augen

Nehmt euch doch die Zeit und lest ihre Geschichten im FORUM der Schreibwerkstatt. Es lohnt sich.

Hier ist die Gewinnergeschichte von :Funky:

Ich in 20 Jahren

Ich war auf dem Dachboden um die alten, verstaubten Kisten auszumisten. Der Dachboden war total zugestellt und wir brauchten dringend Platz für neues Altes. Irgendwann stieß ich dann auf eine Kiste, die den Namen „Laura“ trug. Diese Kiste hatte ich komplett vergessen – es war die Kiste meiner Tochter. Ich wühlte ein wenig darin herum und stieß dabei auf Puppen, Kinderbücher, Kuscheltiere, Briefe und einige andere Dinge, die einen Platz in Lauras Herzen hatten und damit nun auch in dieser Kiste. Ich fand alte Familienfotos darin sowie Wunschzettel, die nie den Briefkasten des Weihnachtsmannes erreicht hatten. Ganz unten, den ganzen Kram schon um mich herum verteilt, lag ein ausgeblichenes Buch mit einem Schloss. Auf dem Deckel des Buches waren zwei kleine Eichhörnchen zu sehen, die sich um einen Baum wanden und das Schloss war anscheinend schon lange kaputt. Das war Lauras altes Tagebuch.
Lauras Tagebuch. Tränen kullerten über meine Wangen, als ich die Eichhörnchen betrachtete. Ich erinnerte mich noch genau an den Tag, als unsere Tochter dieses Buch stürmisch aus dem Geschenkpapier riss und uns um den Hals fiel. Das Tagebuch stand damals auf einem ihrer zahlreichen Wunschzettel und nun konnte sie endlich ihre Gedanken niederschreiben.
Ich öffnete die erste Seite. In einer krakgeligen Kleinkindschrift, mit zahlreichen Rechtschreibfehlern – ich musste lachen - stand dort:
„Libes Tagebuch, ich freuhe miech so ser ühber diech. Dange an Mama und Papa! Libe Grüse Laura“
Ich überblätterte einige Seiten und sprang direkt auf die letzte Seite. Sie hatte tatsächlich das komplette Tagebuch vollgeschrieben. Sofort erinnerte ich mich an mein eigenes Tagebuch, das nie besonders oft die Tinte meines Füllers genießen durfte. Ich hatte wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte davon vollgeschrieben. Ich blätterte wieder einige Seiten nach vorne.
„05. Mai 1985 – Liebes Tagebuch, …“ – 1985, da war sie 13 Jahre alt – „ … ich habe mir Gedanken über meine Zukunft gemacht, da wir dieses Thema gerade in der Schule durchnehmen. Alle wollten viel Geld oder berühmt werden. Ich saß ganz still im Unterricht, weil ich mich nicht traute den anderen meinen Wunsch zu sagen. Alle waren so cool und ich kam mir so dumm vor. Du fragst dich bestimmt was mein Wunsch ist: Ich möchte einfach immer glücklich mit meiner Familie sein. Ich habe meine Eltern so gern und möchte nicht, dass ihnen etwa passiert. Ich wüsste nicht, was ich dann machen würde. Viele der Eltern von den Freunden aus meiner Klasse leben nicht mehr zusammen. Ich will nie, dass das passiert. Ein paar haben mir auch erzählt, dass, sobald sie alt genug sind, von Zuhause weg wollen. Das kann ich überhaupt nicht verstehen – ich habe meine Familie wirklich gern.“
Als ich diesen Eintrag vom 5. Mai 1985 gelesen hatte, konnte ich die Tränen wirklich nicht mehr zurückhalten. Das hatte sie uns nie so offen sagen können. Natürlich war meinem Mann und mir klar, dass wir ihr viel bedeuten, sie bedeutet uns ja auch viel, aber sie hat es uns nie gesagt. Das letzte was sie zu uns gesagt hat, war: „Ich bin weg!“
Auch die Ursache für diesen Satz hatte sie einige Tage bevor sie uns verließ in diesem Tagebuch niedergeschrieben:
„12. Dezember 1989 – Liebes Tagebuch, ich habe mich heute furchtbar mit meinen Eltern gestritten. Der Grund: Ich bin schwanger. Ich bin noch so jung und es war auch nicht geplant, aber es ist nunmal geschehen. Jetzt hassen mich meine Eltern. Der Vater will nichts von seinem Kind wissen und ich stehe vollkommen alleine da. In 5 Monaten ist das Kind da, womit es auch zu spät für eine Abtreibung ist. Selbst, wenn noch Zeit dafür wäre, käme das für mich nicht in Frage. Wenn meine Eltern kein Verständnis zeigen – ich verlange ja nicht einmal, dass sie mich Unterstützen – dann verlasse ich dieses Haus. Familie war mir immer das Wichtigste, aber meine Eltern haben mich wirklich enttäuscht. Dies wird wahrscheinlich mein letzter Eintrag sein, vielleicht auch die letzte Tat, die ich in diesem Haus vollbracht habe. Damit verabschiede ich mich schonmal von dir, liebes Tagebuch. Du hast mir immer zugehört und mir nie widersprochen, dafür danke ich dir. Eines Tages werden wir uns vielleicht wieder sehen, wenn ich meine letzten Sachen aus meinem Zimmer hole. Wir werden sehen …“
Dieser Eintrag liegt nun 20 Jahre zurück. Die Tränen flossen jetzt wie ein Wasserfall. Seit dem Tag, als Laura uns verließ, haben wir nichts mehr von ihr gehört. Sie hinterließ weder eine Adresse noch eine Telefonnummer. Wir trennten uns im Streit, da unsere Enttäuschung und Scham über unsere eigene Tochter einfach zu groß war. Jetzt tat mir alles so Leid und es kam mir auch unheimlich kindisch vor, sich 20 Jahre lang nicht bei der eigenen Tochter gemeldet zu haben, wegen eines dämlichen Streites. Ich wusste genau, was jetzt zu tun war. Ohne zu warten bis mein Mann von der Arbeit kam, rief ich bei der Auskunft an, besorgte mir alle Informationen, die ich über Laura brauchte, fuhr in die Stadt und anschließend direkt zu meiner einzigen Tochter.
Dort stand ich nun 20 Jahre später vor Lauras Wohnungstür. Von außen sah das Haus wirklich hübsch aus, sie lebte also zum Glück nicht in Armut. Sie hatte es also geschafft.
Ich atmete nochmals tief ein und klingelte dann und wartete …
Ich hörte Schritte …
„Wer ist da?“, fragte eine mir unbekannte Frauenstimme.
„Ich möchte zu Laura“, antwortete ich.
Die Tür ging auf und vor mir stand eine wunderhübsche junge Frau. Das musste Lauras Tochter sein – meine Enkelin. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also stotterte ich: „I-i-st deine Mutter d-da?“
„Kein Grund nervös zu werden, so schlimm ist sie auch wieder nicht. Moment bitte.“
„Wer ist da, Marie?“, rief es aus dem Hintergrund und Laura kam um die Ecke und blieb stehen, „Marie, gehst du bitte in dein Zimmer?“.
Wieder schossen mir Tränen in die Augen, doch Laura stand wie versteinert da. Ich ging wortlos auf sie zu und hielt das Tagebuch mit den Eichhörnchen in den Händen. Ihr Blick fiel auf das Buch und sofort wieder auf mich.
„Laura, es tut mir so Leid. Ich habe heute die alten Kisten auf dem Dachboden durchgeschaut und dein altes Tagebuch gefunden. Ich wusste nicht … es tut mir so Leid. Ich weiß, es ist lange her und ich verlange auch nicht, dass du mir verzeihst, aber ich hoffe es dennoch. Ich liebe dich und dein Vater auch, das weiß ich.“
Laura griff nach ihrem Tagebuch und legte es auf einem Regal neben sich ab. Auch sie weinte und fiel mir um den Hals. Sie schluchzte und flüsterte mir ins Ohr: „Ich habe euch so vermisst.“
Sie hatte uns also verziehen, ich war so erleichtert. Nach einem langen Gespräch mit Laura und Marie sowie der Ankunft meines Mannes, den ich mittlerweile angerufen hatte, holte ich ein weiteres Buch aus meiner Tasche: „Dein altes Tagebuch war voll … ich habe dir ein neues besorgt.“ Laura lachte und war einfach überglücklich.
Damit waren ihre Wünsche von vor 20 Jahren endlich in Erfüllung gegangen: Eine glückliche Familie.


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Das neue Thema für die Reim- und die Schreibwerstatt ist "Sonnenfinsternis".

Wenn ihr mitmachen wollt, dann kommt in die Schreibwerkstatt.
Bitte beachtet aber, dass geklaute Gedichte oder Geschichten nicht nur gelöscht werden, nein, außerdem wird man dauerhaft vom Wettbewerb ausgeschlossen. Das gilt jeweils für beide Wettbewerbe. Wer bei der normalen Schreibwerkstatt gesperrt ist, darf auch bei der Reimwerkstatt nicht mehr mitmachen. Also lasst es einfach. Außerdem werden bearbeitete Einträge nicht gewertet, um so Ideenklau auszuschließen. Am besten Ihr schreibt die Geschichten oder Gedichte erst fertig und postet sie dann. Im Zweifelsfall am besten ganz neu posten bevor euer Post noch gelöscht wird.

Außerdem findet ihr jetzt ganz neu in der Schreibwerkstatt ein paar Tipps und Tricks, die euch helfen können, eure Geschichten zu verbessern!

Zeit habt ihr bis zum Freitag den 17. Juni um 12 Uhr Mittags.

cheerio,


Spexi

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